… genauer gesagt: … aus dem
Burgenland.
Sabine und ich mit Kirana und
Milka on Tour:
Es gibt jede Menge zu erzählen,
falls ich es schaffe im Geiste alles Revue passieren zu lassen ohne etwas zu
vergessen, denn wie das nach so einem verlängerten Wochenende nun mal ist, wenn
man auf Tour war, es schwirren tausend Gedanken, Bilder und Eindrücke durch den
Kopf, die man anfangs gar nicht sortiert bekommt.
Allein die Hinfahrt wäre schon
eine eigene Geschichte wert. In Kürze sagen aber „12 Stunden Fahrt“ schon fast
alles. Von zu Hause bis Nürnberg nur Stau und zähfließender Verkehr – 4 Stunden
lang. Und noch nicht mal Österreich in erreichbarer Nähe. Unsere beiden jungen
Damen Milka (7 ½ Monate) und Sabines Kirana (1 ½ Jahre) waren zum Glück sehr
brav und schliefen die meiste Zeit, so dass ich mir schon Gedanken machte, ob
sie wohl dafür die Nacht zum Tag machen würden. Abends gegen ca. 21 Uhr,
nachdem das letzte kurvenreiche Stück durch wildeste grüne hügelige
Landschaften nicht enden wollte, kamen wir endlich am Hotel in Stegersbach an.
Meine Kleine war im ersten Moment doch ganz schön durch den Wind. Für sie war
alles recht aufregend. Da wurde gerade auf der Terrasse vor dem Hotel ein
Sonnenschirm zusammengeklappt. Das fand sie etwas furchterregend, begrüßte dann
aber die Leute im Hotel wie alte Bekannte mit ihren üblichen Hüpfern. Vor dem
Eingang des Hotels lag ein großer Hund (Ein Rigdeback ohne Rigde, wie uns der
Besitzer erklärte) den unsere kleinen aufgeregten Zicken erst einmal dumm
anmachten. Hunde überall, auf der anderen Seite der Straße … es wurde zwar
gebellt, hielt sich aber in Maßen, war kontrollierbar und auch zu verzeihen
nach soviel Strapaze. Freundlicherweise war die Hotelküche noch geöffnet und
wir bekamen noch eine Kleinigkeit zu essen in Form von Gulaschsuppe bzw.
Schinken-Käse-Toast. Nachdem wir unser Hab und Gut ins Hotelzimmer geschleppt
hatten und die letzte Runde um die vier Ecken gegangen waren, fiel meine kleine
Milka – o Wunder – sofort in Tiefschlaf. Sie lag sogar gleich auf ihrem
Hundekissen mit fragendem Blick: „Gehen wir jetzt endlich schlafen?“ Das mit
dem Schlafen war aber gar nicht so einfach und das lag keineswegs am Hundekind.
In Stegersbach fand ein Fest der Feuerwehr statt, wie uns der nette Herr mit
dem Rigdeback „ohne Rigde“ berichtet hatte. Ja, es war laut und deutlich zu
hören – mehr LAUT als deutlich, denn es wurde ganz in der Nähe unseres Hotels
gefeiert und auch direkt vor unserem Fenster geparkt bzw. dort auch mit lautem
„Hallo“ des nächstens abgefahren. Dies war die erste Unterbrechung meines
wohlverdienten Schlafes. So gegen 5 Uhr saßen wir dann senkrecht im Bett, als
die Sirene ertönte, die Feueralarm meldete. Ein guter Witz, denn die Leute von
der Feuerwehr waren vermutlich nur schwer einsetzbar. Ab da war eigentlich die
Nacht für mich beendet, denn ich konnte nicht mehr fest einschlafen. Es wäre
auch nicht von allzu langer Dauer gewesen, denn irgendwann meinte dann auch die
Kirchenglocke sich zu Wort melden zu müssen. Da wir ohnehin früh aufstehen
wollten, um rechtzeitig zur Ausstellung aufzubrechen, gab ich das Thema
Schlafen auf, ging ins Bad, gab Milka währenddessen ihr Frühstück, um
anschließend mit ihr gassi zu gehen. Die Menschen in Stegersbach, so wie
vermutlich in ganz Österreich, sind wirklich sehr aufgeschlossen, denn bereits
bei diesem kleinen Spaziergang in aller Frühe kam ich mit einer netten
Nachbarin ins Gespräch, die Milka gleich in ihr Herz schloss. Beim
Frühstücksbuffet im Hotel gab es für Milka die nächste Aufgabe im
Milka-Lernprogramm, und zwar brav unter dem Tisch liegen zu bleiben, wenn
Frauchen unter diesen erschwerten Bedingungen versucht zu frühstücken und sich
am reichhaltigen Büfett zu bedienen. Milka kann eigentlich recht relax sein,
brauchte aber doch in diesem Fall etwas länger bis sie Ruhe fand. Gut gestärkt
ging es anschießend mit Sack und Pack nach Oberwart zum Messegelände. Milka und
Kirana wurden im Ausstellungskäfig von Sabine zur Halle chauffiert, die
Impfausweise wurden am Eingang kontrolliert, Sabine bezahlte noch unsere
Meldegebühr während ich den Rollwagen mit den Kids übernahm und mich auf die
Suche nach einem guten Platz am Ring für Tibet-Terrier machte. Die besten
Plätze waren schon weg und wir knäulten uns mittenrein. Die Meldezahlen für
Tibetische Hunde hielten sich stark in Grenzen, so dass ich schon recht bald
Vorbereitungen treffen musste. Eigentlich sollte sich Milka vorher draußen auf
dem Löseplatz erleichtern. Aber genau wie ihre Mama bei Ausstellungen stand sie
auf dem Standpunkt: „Igitt! Hier kann ich nichts machen!“ (Ich kann’s
verstehen!) Immer sehr beunruhigend, der Gedanke, dass Madame plötzlich im Ring
müssen müsste … In dem Fall würde sich mein Hund hoffentlich nicht vergessen,
aber vielleicht irgendwie unwillig und eng laufen. So richtig unruhig wurde
ich, als ich Milka dann vorbereiten und kämmen wollte und sie dazu auf dem
Ausstellungskäfig platzieren wollte. Ich kenne ihre Unsicherheit, die von heut
auf morgen kam, wenn sie auf einem Tisch stehen soll. Wir haben bereits beim
Training Probleme damit gehabt und sie war nur mit viel Ruhe, Geduld und Lob
dazu zu bewegen, sich nicht anzulehnen oder gar vom Tisch in meine Arme zu
springen. Durch das zusätzliche Kämmen auf dem Tisch, das derzeit auch schon
mal unangenehm wird, wurde Milka der Tisch nicht gerade sympathischer. Und nun
kam dazu, dass der Ausstellungskäfig, den wir auch zum Bürsten benutzen, sich
in dem Moment bewegte, als Milka sich gegen das Stehen stemmte. Da war alles
vorbei! Sie hatte totale Panik, da die ungewohnte Ausstellungs- und
Hallenatmosphäre schon für sie genug zum Verarbeiten war. Ich hatte gerade
Züchter aus Deutschland kennen gelernt, die neben uns mit ihren Hündinnen
campierten. Sie waren sehr hilfsbereit und versuchten ebenfalls mir zu helfen,
in dem wir Milka dort noch mal auf einen feststehenden Kämmtisch stellten.
Leider ohne Erfolg. Wie schade! Denn meine süße Maus zeigte, wie schön sie
laufen kann. Sollte das Stehen auf dem Tisch alles vermasseln? Das Bürsten
verlegte ich vom Tisch auf den Hallenboden, auf Knien herumrutschend, so dass
ich bald dampfte und mir der Schweiß ausbrach. Die Luft und die Wärme in der
Halle taten ihr übriges dazu. Im letzten Moment bevor Milka in den Ring
musste/durfte drückte ich doch Sabine Leine, Startnummer und Hund in die Hand,
in der Hoffnung, dass sie vielleicht durch ihre Ausstellungserfahrung noch
etwas retten könnte. Milka lief auch mit ihr im Ring ganz wunderschön, was aber
die Richterin scheinbar entweder nicht interessierte oder vergessen hat es im
Bericht zu erwähnen. Milka wollte natürlich nicht auf dem Tisch stehen wie
bereits befürchtet. Einen kurzen Moment schaffte es Sabine immerhin Milka in
Pose zu halten, indem Milka sich an ihr anlehnen durfte. Die Richterin konnte
so zumindest den Hund abtasten und Milka verweigerte sich auch nicht ihre Zähne
begutachten zu lassen. Ihr perfektes vollzahniges Gebiss blieb leider auch bei
der Bewertung unbeschrieben. Sabine sagte mir, Milka hätte ein V (versprechend)
bekommen, da die Richterin meinte, Milka wäre eine hübsche Hündin, aber wir
sollten üben üben üben. Und das werden wir auch, denn wir haben noch einiges
vor. Sabine und ich werden unser gemeinsames Training weiter fortsetzen und
noch weitere Ausstellungen in nächster Zeit planen.
Sabine mit Milka im Ring

Milkas Bewertung:

Junge Hündin noch stark in der
Entwicklungsphase
Hübschen fem. Kopf
Mit gt. Proportionen
Leicht aufsteigendem Rücken
Gute Front
Leicht übergewinkelte
Sprunggelenke
Sehr ringungewohnt
Im Nachhinein gesehen lief auch
manches unglücklich und die Sterne hätten etwas günstiger stehen können für
Milkas ersten Auftritt. Wir hatten ursprünglich in dem Glauben gelebt
rechtzeitig zum Abendessen (spätestens gegen 18 Uhr) in Stegersbach
einzutrudeln, genug Zeit zum Laufen mit den Hunden, Abendessen und sogar noch
zur Vorbereitung und Pflege der Hunde zu haben, so dass wir am Morgen auf der
Ausstellung dem Fell nur noch den letzten Schliff hätten verpassen müssen. Dann
hätte ich Milka nicht noch mit Bürste und Kamm traktieren müssen, um die
kleinen Knötchen zu entwirren, die sich während der Fahrt gebildet hatten. Sie
war ohnehin damit beschäftigt sich an die große Halle und das Gewimmel von
Hunden und Menschen zu gewöhnen, lief also auch zu Beginn mit Hängeschweif. Ein
wackelnder Kämmtisch gab ihr den Rest. Seltsamerweise musste ich heute Morgen
feststellen, dass sie den Tisch (zumindest MEINEN Kämmtisch zu Hause) gar nicht
soooo schrecklich findet. Denn wenn ich ein Leckerchen drauflege, springt sie
wie selbstverständlich hoch und kann auch locker dort stehen. Heute Nachmittag,
nachdem erst Mama Bya-ra und danach noch Oma Indra als Vorbild dienten und auf
dem Tisch in Pose standen, war auch bei Milka nichts mehr von Unwillen und
Angst zu spüren. Ganz im Gegenteil, Klein-Milka stand zwar noch nicht absolut
perfekt, aber einige Zeit absolut ruhig. Vielleicht ist das Problem doch eher
darin zu suchen, dass sie Tisch und Kämmen negativ verbunden hat, denn in
letzter Zeit läuft das Bürsten nicht mehr ganz so schmerzlos ab und Milka kann
sehr wehleidig und beleidigt sein. Oder ist vielleicht sogar die gerade
überstandene Läufigkeit schuld?
Zurück zum Sonntag:
Nachdem wir die Bewertungen
bzw. Urkunden in Händen hielten machten wir noch einen Rundgang durch die
Messehalle, kauften noch einiges für unsere Hunde und waren eigentlich relativ
früh wieder in die Freiheit entlassen, so dass wir uns ganz gemütlich in ein
Straßencafé setzen konnten – mit zwei müden Hunden, die sich ganz vorbildlich
verhielten und brav unterm Tisch lagen. Das Thema Ausstellung war vorerst
erledigt, die verbleibende Zeit in Österreich wollten wir einfach noch als
Kurzurlaub genießen. So ließen wir es uns gut gehen, machten noch einen
Spaziergang, damit die beiden Damen endlich mal stressfrei laufen konnten,
ruhten uns vor dem Abendessen etwas aus und fuhren dann auf Restaurantsuche in
den Nachbarort hoch oben auf den Berg. Wir wurden auch bald fündig. Ein ganz
tolles urgemütliches Restaurant, wo man wunderbar draußen zum Teil unter
Weinreben sitzen konnte. Wir waren froh, dass die Plätze dort überdacht waren,
denn am Himmel zeigten sich verdächtig dunkle Wolken und wir befürchteten, dass
uns nun doch das vom Wetterbericht vorausgesagte Gewitter ereilen würde.
Nachdem wir es uns hatten gut gehen lassen (ich mit einem gespritzten
Traubensaft und einem Salat mit gegrillten Putenbruststreifen) wollten wir noch
kurz den Vierbeinern einen letzten Gang zum Lösen vor dem Schlafengehen
ermöglichen, wurden aber dabei unerwartet schnell von einer dicken Regenwolke
überrascht, die mit Hexengeschwindigkeit heranrollte und sich über uns ergießen
wollte, so dass wir nur noch rennen und ins Auto hüpfen konnten. Die Hunde
beschlossen, dass sie kein Bedürfnis mehr verspürten sich zu erleichtern und
Milka schlief die ganze Nacht brav durch und hatte morgens auch überhaupt keine
Lust aufzustehen, und auch keinen Hunger auf ihr Trockenfutter. Wir verstauten
unser Gepäck im Auto und gingen mit unseren Hunden zum Frühstückbuffet, wo
Milka – offensichtlich hundemüde – unterm Tisch auf ihrem Kuschelkissen tief
und fest weiterschlief bis es hieß „Aus-Checken, Bezahlen, Abreisen“ Inzwischen
waren Milka und Freundin Kirana so daran gewohnt im Käfig im Auto zusammen zu
sein, dass sie sich scheinbar schon darauf freuten, dort einsteigen zu dürfen.
Es hatte sogar den Anschein, als wir gestern bei mir zu Hause ankamen, Kirana
und Milka noch einen Moment im Garten spielen und nach Kängeruh-Art hüpfen
durften, dass Milka wohl dachte, wir würden danach alle wieder in Sabines Auto
einsteigen und weiterreisen. Die Rückfahrt verlief im Allgemeinen besser als
die Hinfahrt, zumindest ohne größere Staus, aber so ganz von zähfließendem
stockendem Verkehr um Würzburg wurden wir auch diesmal nicht verschont.
Erinnerungen an
Milka in Oberwart
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Milky im Hotel |
Hinter Gittern |
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Im Ring |
Rückfahrt durch die Steiermark |
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